Am Beispiel
2-Kanal-Videoinstallation
Deutschland, 11:52min, 2025
              Die dokumentarische 2-Kanal-Videoarbeit „Am Beispiel“ erkundet das Fahrschulauto als sozialen Mikrokosmos. Eine Kamera zeigt die Rückspiegel – Blicke, Fragmente, Emotionen. Die andere folgt dem Blick nach draußen. Zwischen Nähe und Distanz entsteht ein Bild zweier Menschen und eines Landes im Vorüberziehen – ein Raum des Austauschs, der Intimität und gesellschaftlicher Spiegelung.

              The documentary 2-channel video work “By example” explores the driving school car as a social microcosm. One camera shows the rear-view mirrors - glances, fragments, emoHons. The other follows the view outside. Between closeness and distance, an image of two people and a country passes by - a space of exchange, intimacy and social reflection.





Die dokumentarische 2-Kanal-Videoarbeit Am Beispiel beschäftigt sich mit dem Raum eines Fahrschulautos – nicht als Lernort im klassischen Sinne, sondern als soziales Gefüge, als Bühne der Begegnung. Zwei Menschen, meist mit sehr unterschiedlichem Hintergrund, Alter und Lebenswirklichkeit, treffen immer wieder in einem begrenzten, halb öffentlichen, halb intimen Raum aufeinander. Es entstehen Gespräche, Spannungen, Nähe – und mitunter überraschende Momente von Offenheit.

Die Arbeit basiert auf Aufnahmen, die während realer Fahrstunden in verschiedenen Regionen Deutschlands entstanden sind. Die aufgezeichneten Gespräche reichen von persönlichen Erlebnissen – wie der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal – über alltägliche Erfahrungen bis hin zu gesellschaftlichen Themen wie dem Braunkohleabbau in Garzweiler. So entsteht ein vielschichtiges Bild – nicht nur der individuellen Protagonist*innen, sondern auch des Landes, das sie durchqueren.

Das Video besteht aus zwei synchron ablaufenden Kanälen: Eine Kamera ist auf die Rückspiegel des Fahrzeugs gerichtet und zeigt nur Fragmente der beiden Fahrenden – Blicke, Mimik, Andeutungen und Funken von Emotionen. Die zweite Kamera folgt dem Blick nach draußen – auf Straßen, Orte, Landschaften. Der Blick des Beifahrers bleibt beobachtend, passiv, zuhörend.

Am Beispiel nutzt den künstlichen Raum der Fahrstunde, um gesellschaftliche, regionale und persönliche Zustände sichtbar zu machen. Zwischen Innen- und Außensicht entfaltet sich eine stille Erzählung, die sich dem Zustand einer Gesellschaft ebenso annähert wie der subtilen Dynamik zwischen zwei Menschen. Die Arbeit möchte so einen alltäglichen Raum zum Klangkörper für größere gesellschaftliche Fragen machen – und zum Ort eines unerwarteten Austauschs.
The documentary two-channel video work By Example explores the interior of a driving school car – not as a traditional place of learning, but as a social structure, a stage for encounters. Two people, usually from very different backgrounds, ages, and life realities, meet repeatedly in a confined, semi-public, semi-intimate space. What unfolds are conversations, tensions, moments of closeness – and at times, surprising instances of openness.

The work is based on recordings made during real driving lessons in various regions of Germany. The conversations captured range from personal experiences – such as the flood disaster in the Ahr Valley – to everyday observations and broader social issues like lignite mining in Garzweiler. A multi-layered portrait emerges – not only of the individual protagonists, but also of the country they traverse.

The video consists of two synchronized channels: one camera is directed at the rearview mirrors, capturing only fragments of the two occupants – glances, facial expressions, gestures, and sparks of emotion. The second camera follows the view outside – of roads, places, and landscapes. The passenger’s gaze remains observant, passive, listening.

By Example uses the artificial setting of the driving lesson to render visible social, regional, and personal conditions. Between interior and exterior perspectives, a quiet narrative unfolds – one that approaches both the state of a society and the subtle dynamics between two people. In doing so, the work transforms an everyday space into a resonating chamber for larger societal questions – and a site of unexpected exchange.
©Leonard Mann
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